Bislang dachte ich immer, müsse man sich in Mexiko-Stadt auf der Straße vor allem vor freilaufenden Hunden in acht nehmen. An Löwen dachte ich eher nicht. Ein Fund widerlegt das.

Es gibt in Mexiko Jaguare, Skorpione und Moskitos. Aber Löwen, die wird man hier in freier Wildbahn wohl vergebens suchen. Und doch gibt es sie hier, nicht nur im Zoo von Chapultepec, dem großen Tierpark von Mexiko-Stadt: Ein Internetuser hat neulich den Fund eines toten Löwen mitten in der Hauptstadt gemeldet. Der Kadaver lag auf dem Bürgersteig der Calle Alcocer (Colonia San Sebastián Teconoxtitlán) im Stadtteil Iztapalapa, angelehnt an eine Mauer. Der Körper war mit Kalk bedeckt und offenbar in einem längeren Zustand der Verwesung.

Nach der Öffentlichmachung des Funds meldete die städtische Polizei, dass man den Kadaver abtransportiert habe. Es habe sich um ein großes Männchen gehandelt. Der Körper sei der Bundesumweltschutzbehörde (PROFEPA) übergeben worden.

Hunde auf der Straße, Löwen auf der Terrasse

Aber die Frage bleibt: Was hatte die große Katze in einem der ärmeren Stadtviertel dieser Reisenstadt zu suchen? Und: Ist das ein Einzelfall? Denn in Mexiko-Stadt musst du auf jeden Fall mit „wilden“ Tieren rechnen. Skorpione, Spinnen oder Cacomixtles (nordamerikanischer Katzenfrett) sind üblich. Eine Plage sind freilaufende Hunde – die allermeisten verhalten sich friedlich, ignorieren dich oder suchen die Nähe von Straßenhändlern und -fegern. Aber als Läufer und Radfahrer habe ich schon ein paar Mal erleben müssen, wie mich „perros callejeros“, Straßenhunde, plötzlich verfolgten. Und Löwen?

Die private Haltung exotischer Tiere in Mexiko ist legal und unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, wie das Stadtmagazin „Chilango“ erklärt. Einschränkungen gelten zum Beispiel für bedrohte Tierarten. Erst kürzlich meldete die Polizei, dass sie (wieder in Iztapalapa) 15.000 exotische Tiere entdeckt habe, die illegal gehalten worden seien. Zwei Männer seien festgenommen worden. Die PROFEPA listet auf ihren Seiten noch weitere Fälle ähnlichen Inhalts auf.

Löwin
Symbolfoto Löwin. Bild von Gerhard G. auf Pixabay

Klischeehaft kommt mir zwar dabei der Narco-Boss in den Sinn, der sich mit seinen gescheffelten Drogen-Millionen einen Privatzoo leistet. Aber das stimmt so nicht: Im vergangenen Jahr machten Aufnahmen einer Frau im Nobelviertel Polanco die Runde, wie sie einen kleinen Tiger an einem Band durch ein Einkaufszentrum führte. Im Jahr 2018 beschlagnahmte die PROFEPA drei Löwen in der Colonia Viaducto Piedad, die auf der Dachterrasse eines Hauses gehalten wurden – völlig legal und allgemein bekannt. Die Behörde sah hingegen keine artgerechte Haltung vorliegen, der Hof sei zu klein.

Und vor Jahren hatte ich in einem Hotel im Zentrum der Stadt Sprachkurse abgehalten, während auf dem gleichen Gelände das Gebrüll eines Löwen zu hören war. Oder war es ein Jaguar? Egal: Das war ein Hotel, nicht der öffentliche Zoo.

Wer also will, darf in Mexiko durchaus einen Löwen oder Tiger zu Hause beheimaten. Der erwähnte Besitzer der drei Löwen erklärte damals sogar, dass die Großkatzen Teil seiner Familie wären. Er habe sie legal als Kleintiere erworben und aufgezogen.

Ob ein toter Löwe allerdings dann einfach so auf der Straße entsorgt werden kann – oder quicklebendig draußen herumlaufen dürfte – ist eine andere Frage. Mir reichen jedenfalls die Hunde.


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