Wenn du morgens rausschaut und dich die Hausvulkane von Mexiko-Stadt auf diese Art “begrüßen”, kannst du dich entweder auf die Apokalypse vorbereiten – oder einfach das Naturspektakel aus sicherer Entfernung genießen. So wie neulich an einem Februarmorgen.

Links der Iztaccíhuatl, rechts der Popocatépetl. Links der Vulkan “schläft”, ist aber geologisch betrachtet aktiv, könnte also irgendwann wieder ausbrechen. Zumindest in der Theorie. Rechts hingegen haben wir einen wirklich aktiven Vulkan, recht unruhig und daher permanent überwacht. Aber einen solchen Sonnenaufgang mit dem Licht hinter dem Iztaccíhuatl sich aus- und überstreckend, mit dem Zwilling rechts eine Rauchwolke ausstoßend, das ist schon ein eher seltenes Bild.

Rauf auf den Popocatépetl? Verboten

Ein solcher Ausstoß des Popocatépetl kann durchaus katastrophale Auswirkungen haben, immerhin liegen in nicht weiter Entfernung – westlich und östlich – zwei der größen Städte des Landes: Mexiko-Stadt und Puebla (dort ist unter anderem das mexikanische VW-Werk angesiedelt). Vor Ort gibt es daher ausgeschilderte Evakuierungsrouten, der “Popo” ist wegen seiner Daueraktivität eh schon seit Jahren Sperrgebiet – offiziell darf keiner auf ihn draufklettern, Höhenfreunde tun das aber trotzdem immer wieder. Auf eigene Gefahr.

Detaillierte Karten, wie und bis in welche Entfernung der Vulkan Staub, Asche und Lava auswerfen würde, haben übrigens Experten der mexikanischen Universität UNAM in Mexiko-Stadt bildlich dargestellt. Die Karte des Geophysikalischen Instituts (“Instituto de Geofísica”) könnt ihr hier auf der Webseite des Forschungseinrichtung abrufen (in spanischer Sprache).

“Hausvulkane” von Mexiko-Stadt: Links der Iztaccíhuatl, rechts der Popocatépetl – an einem Februarmorgen 2021

Iztaccíhuatl: Im Schlafmodus, nicht erloschen

In Wirklichkeit rumpelt der Vulkan zwar immer wieder vor sich her, manchmal spuckt er auch kilometerhoch und -weit seine Asche aus, aber das ist (derzeit jedenfalls) kein Grund zur Beunruhigung. Und der Iztaccíhuatl hat Berichten zufolge zuletzt im neunzehnten Jahrhundert eine Gaswolke ausgestoßen.

Dabei könnte der Iztaccíhuatl durchaus eines Tages wieder aufwachen und die “schlafende Prinzessin”, so die Náhuatl-Bezeichnung des Vulkans (siehe unten), ihre Umgebung verwüsten. Der Berg ist als einer der 46 aktiven Vulkane Mexikos gelistet. 2019 machte die Aufnahme eines angeblichen Gasausstoßes die Runde. Nach Angaben der mexikanischen Behörde CENAPRED (die die Vulkane überwacht) war es aber nur der Lichtreflex einer Fernsehantenne auf dem Berg.

Aber keine Sorge: Bis das passiert, dürfte eine Aktivität gemessen werden. Gräben würden sich öffnen, aus denen aufsteigende Lava ihren Ausgang suchen dürfte. Solange das nicht passiert, können Wanderer problemlos auf den Iztaccíhuatl hinaufklettern. Nur den Popocatépetl, den sollte man sich definitiv aus sicherer Entfernung anschauen. Er ist ja auch so schon – in Verbindung mit seinem Zwilling – aus der Ferne ein Blickfang an jedem Morgen – wenn sie denn sichtbar sind aus dem verschmuzten Mexiko-Stadt.
Miguel Castro/voyyestoy.com

Legende der schlafenden Prinzessin und des Kriegers

Die Vulkane umgibt eine tragische Legende: Die aztekische Prinzessin Iztaccíhuatl ist in den Krieger Popocatépetl verliebt (und er in sie), beide wollen heiraten. Doch dann verbreitet ein Rivale die Falschnachricht, dass Krieger im Kampf getötet worden sei – und “Izta” (oder “Ixta”) erträgt den Kummer ob des Verlustes nicht. Als Popocatépetl (“rauchender Berg”) zurückkehrt, lebendig, ist es zu spät, die Prinzessin ist vor Kummer gestorben. Er nimmt seine Geliebte hoch auf einen Berg, bettet sie dort der Länge nach hin und entzündet neben ihr ein Feuer, um auf immer und ewig über seine Prinzessin zu wachen. Und das sind die heutigen Berge: Von der Seite sieht der Iztaccíhuatl mit seinen Bergspitzen aus wie die Silhouette einer liegenden Frau. Und wenn der Nachbar vor sich her raucht, hat offenbar jemand in ihm das Feuer entzündet …


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