Nein, das ist kein Architektenscherz: Diese Wohnanlage steht in einem Höhenstadtteil von Mexiko-Stadt – der wiederum von tiefen Einschnitten durchzogen ist.
Mexiko-Stadt muss man sich wie einen großen Suppenteller vorstellen: in der Mitte flach und breit, und an den Rändern leicht nach oben steigend. Und an der Kante, oder besser gesagt, oben drauf, liegen verschiedene Stadtteile.
Eines davon ist als “Santa Fe” bekannt, mit dem Wilden Westen hat es allerdings wenig gemein. Denn der “Heilige Glaube” (Santa Fe auf Spanisch) ist der Name eines kleinen Ortes, der früher weit außerhalb von Mexiko-Stadt lag und heutzutage auch ein benachbartes Areal mit modernen Büro- und Wohngebieten meint. Hier, etwa 20 Kilometer südwestlich des historischen Zentrums von Mexiko-Stadt, sind seit den achtziger Jahren elegante Hochhäuser und große Einkaufszentren in den Himmel beziehungsweie Breite geschossen. Der einzige offizielle Apple Store von Mexiko-Stadt ist beispielsweise hier zu finden, oberhalb einer Eisbahn in einem der Einkaufszentren.
Zu Fuß gehen ist hier offenbar nicht vorgesehen: Wir waren mal bei einem Weihnachtskonzert in einer Kirche im (modernen) Santa Fe zu Gast. Zuvor dachte ich noch kurz was in einem nahegelegenen Supermarkt einkaufen zu wollen – auf dem relativ kurzen Weg dorthin, zu Fuß vom Parkplatz der Kirche zum Geschäft, fühlte ich mich angesichts der Automassen allein auf weiter Flur: Außer mir waren nicht wirklich viele Leute zu Fuß unterwegs, und wenn, dürften es die Angestellten der Geschäfte und Büros sein.
Das mag aber auch mit der Lage von Santa Fe zusammenhängen: Schnellstraßen und Brücken durchziehen das zerklüftete Gebiet: Die Neusiedlung liegt im Gebiet ehemaliger Bergwerke, und das deutlich erhöht über dem übrigen Mexiko-Stadt. Sie erstreckt sich sozusagen auf einem relativ schmalen Höhenrücken, der links und rechts eingeschnitten ist.
Und darum wundert es nicht, auf so eine Anlage wie die auf dem Foto zu stoßen. Diese Hochhäuser liegen auf einem erhöhten Plateau am Südrand des modernen Santa Fe, getrennt von den übrigen Anlagen durch einen schattenlosen Park namens “La Mexicana”. In dem ich mit der Familie bei einem Ausflug verweile.
Während wir in der “Mexicana” herumschweifen, die Sonne an diesem “Wintertag” genießen und die linksseitige Hochhaus-Kulisse von Santa Fe bestaunen, mal ich mir aus, wie gegenüber mittelalterliche Ritter wohl diese “Hochhaus-Festung” erstürmen würden. Wahrscheinlich wäre es ein aussichtsloses Unterfangen, sie wirkt unangreifbar. Wer allerdings dort oben wohnt, muss aufpassen: Mal eben den Hügel herunterrollen ist wohl nicht drin.
Die Aussicht von da oben, runter auf die Suppenschüssel alias Mexiko-Stadt, die dürfte allerdings grandios sein. An klaren Tagen hat man von den Rändern dieser Schüssel nämlich eine wunderbare Sicht auf das breite Tal, in dem die Hauptstadt Mexikos sich erstreckt – mehr Fotos dazu bald. Und dann kann man vielleicht auch meine Lieblingsvulkane dieser Stadt erblicken, den Popocatépetl und den Iztaccíhuatl. Aber das ist eine andere Geschichte.