Es vergeht leider kein Tag in Mexiko, an dem nicht in den Medien über Gewalt gegen Frauen berichtet wird – heute wieder. Und die Zahlen sind erschreckend hoch.
Von Januar bis Oktober 2019 sind im ganzen Land über 3000 Frauen ermordet worden – in 833 Fällen sei der Straftatbestand des Feminzids gegeben, wie Ende November eine Regierungsbehörde in einer aktuellen Statistik mitteilte. Oder um es wie eine Tageszeitung anders auszudrücken: Zehn Frauen im Land pro Tag ermordet. Die Zahl derer, die bedroht, geschlagen, vergewaltigt werden oder Opfer von Cybermobbing wurden, ist nochmals höher. Die Dunkelziffer soll weitaus höher sein, denn wer weiß, wie viele Frauen aus Angst, Scham oder Misstrauen in die Behörden einen Angriff auf sie nicht anzeigen.
Gewalt gegen Frauen ist in Mexiko leider ein Dauerthema, jeden Tag vermelden die Medien Fälle entführter, missbrauchter oder getöteten Frauen. Beispielsweise wurde ausgerechnet am 25. November, am Tag des weltweiten Protestttages gegen Gewalt gegen Frauen, die 47-jährige Abril am Steuer ihres Autos in Mexiko-Stadt erschossen – hingerichtet durch einen Killer, der sich auf einem Motorrad dem Auto seines Opfers genähert hatte und ihr aus nächster Nähe in den Kopf schoss.
Tatverdächtig ist ihr Ex-Mann. Er soll schon zuvor versucht haben, Abril zu ermorden. Das Besondere am Fall: Abril zeigte ihn an, aber die seinen Fall behandelnden Richter setzten den Mann nach seiner Festnahme wieder auf freien Fuß. Nun sind sie suspendiert, der Tatverdächtige auf der Flucht – und die Mutter dreier Kinder tot. Ein Feminizid.
Das bedeutet in Mexiko, dass eine Frau aufgrund ihres Geschlechts einem Mord zum Opfer fiel – zum Beispiel innerhalb familiärer Beziehungen durch die Hand des Ehemanns oder Partners.
Frauenrechtsorganisationen kämpfen für eine Verschärfung der Strafverfolgung der Täter. So hat das Parlament von Mexiko-Stadt jüngst die so genannte „Ley Olimpia“ beschlossen. Sie stellt das Verbreiten intimer Fotos oder Videos von Frauen, die gegen ihren Willen veröffentlicht wurden, unter Gefängnisstrafe. Die Hauptstadt hat zudem mit der „Alerta de genero“ (Notstand) jüngst weitere Maßnahmen angekündigt, um Frauen zu schützen. So sollen die Namen verurteilter Vergewaltiger veröffentlicht werden.
Feministische Gruppen hatten in der Stadt bereits gegen Frauenmorde und die ihrer Ansicht nach Untätigkeit der Strafverfolgungsbehörden protestiert. Weil einzelne Teilnehmerinnen dabei Schmiereien und Beschädigungen verursachten – Berühmtheit erlangte das mit Parolen beschmierte Unabhängigkeitsdenkmal -, ging das eigentliche Anliegen der Protestierenden fast unter. Und als chilenische Aktivistinnen Ende November mit einer Performance staatliche Gewalt gegen Frauen anprangerten (El Estado opresor es un macho violador), wurde dieser Protest auch in Mexiko umgesetzt.
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