Die Cubreboca, die Mundschutzmaske, ist in Mexiko-Stadt allgegenwärtig. Und dem können sich auch die Relikte der Vergangenheit in der Stadt nicht entziehen. So wie der Olmekenkopf im Parque Hundido.

Die mächtige Statue in der Geschäftszone der Colonia (Viertel) del Valle geht mit gutem Beispiel voran. Sie ist zwar nur eine Kopie der imposanten und tonnenschweren Götterbildnisse, die das verschwundene Volk der Olmeken einst an der mexikanischen Atlantikküste errichtete, und die heutzutage in Museen in Mexiko-Stadt und der weiter östlich gelegenen Stadt Xalapa zu bestaunen sind. Aber auch so ist die verhüllte Replik ein Blickfang.

Die Idee zum greisen Cubreboca-Träger hatte die Bezirksverwaltung der Alcaldía Benito Juarez, in der das Viertel liegt. Seit Mitte April ziert eine Cubreboca den Olmekenkopf und andere Statuen. So ist auch Revolutionsgeneral Pancho Villa in einem anderen Park, im Parque de los Venados, dazu verdonnert werden, die Maske aufzuziehen – hoch auf seinem schwarzen Ross. Und auch Mexikos großer Staatsmann, Benito Juárez (Präsident im XIX.Jahrhundert), hat sich die Maske aufgezogen. Beziehungsweise seine Statue im Parque Hundido.

[osm_map_v3 map_center= „19.3803,-99.1787″ zoom=“13″ width=“95%“ height=“450″ map_border=“thin solid “ post_markers=“1″ control=““ bckgrndimg=““ ]

Zurück zum Olmekenkopf: Er symbolisierte einen jeweiligen Herrscher dieses bis heute wenig bekannten Volkes oder besser gesagt Kulturraums, 500 Kilometer östlich von Mexiko-Stadt im schül-heißen Tiefland an der Atlantikküste. Stelen, Altäre, Ruinen einer einstigen Stadt und die Köpfe erinnern an die Olmeken, ihre Blütezeit soll etwa 1500 vor 500 Jahre vor Christus gewesen sein. Früher galten sie als kulturelle „Mutter“ der vorspanischen Zivilisationen Mexiko, sie errichteten Ballspielplätze (auf denen der Ball mit dem Ellbogen, nicht den Füßen gespielt wurde), erbauten Pyramiden und „erfanden“ Schrift und Kalender sowie den Kult um den gefiederten Schlangengott.

Aber wer sie genau waren, ob es überhaupt ein Volk der Olmeken gab: unbekannt. Nicht mal ihr ursprünglicher Name ist bekannt, das Wort „Olmecas“ vergaben 2000 Jahre später die Azteken zur Bezeichnung der Bewohner dieser Zone („Menschen des Kautschuk-Landes“). Da waren in Europa die Dorer noch auf dem Marsch nach Griechenland und Deutschland ein Land ohne Metropolen.

Wer die bis zu vier Metern und 20 Tonnen schweren „Cabezas olmecas“, die Olmekenkopfe, in Echt bestaunen (und sich dabei mal klein fühlen) will: Die meisten gibt es im wirklich guten Museum in Xalapa zu finden, der Hauptstadt des Bundesstaates Veracruz. Xalapa ist auch so eine Reise wert, gepägt vom Studentenleben und der waldreichen Umgebung. Einige Köpfe gibt es im Ursprungsgebiet und zwei im Museo de Antropología in Mexiko-Stadt. Dieses Museum ist übrigens eh ein „must-see“ in der Hauptstadt, weil es die gesamte vorspanische Zivilisaton komprimiert darstellt. Nur ist es leider, wie so vieles, derzeit geschlossen.

Bleibt also zu hoffen, dass die Helden vergangener Zeiten die Maske nicht mehr allzulange tragen müssen. Für die Hauptstadt gilt immer noch der „Semáforo rojo“, die Rote Ampel. Das Warnsysten erlaubt in dieser Phase nur die Ausübung wichtiger Aktivitäten in bestimmten Branchen. Immerhin ist der Park weiterhin frei zugänglich.