Egal ob zu Fuß, per Auto, Bus oder Rad: Mobilität in Mexiko-Stadt bedeutet vor allem, nach vorn UND unten zu schauen. Wegen offener Gullys.

Denn sonst macht es entweder gewaltig Rumms – weil man mit einem Reifen über ein solches Loch gerollt ist. Oder man liegt auf dem Boden – weil man mit dem Fahrrad oder zu Fuß darüber gestolpert ist. Offene Abwasser- oder Versorgungsschächte sind leider hier Alltag. Manchmal sind sie abgesichert, manchmal nicht. Und in manchen Fällen ist man Zeuge des Verfallprozesses: Da offenbart sich das freigelegte, rostige Armierungsgitter über dem Schacht, an dem noch Reste von Zementstein hängen.

Ein ungesichteter Versorgungsschacht. Foto: Miguel Castro/voyyestoy.com

Hinzu kommen übliche Verschleißerscheinungen der Fahrbahndecken oder Fußgängerwege. Da finden sich Schlaglöchter unterschiedlicher Größe und Tiefe, ist eine Bordsteinkante abgesackt oder eine Bodenplatte durch die Kraft von Baumwurzeln schief nach oben gedrückt worden. Weil Mexiko zudem „Topes“ liebt – Bodenschwellen, die den Verkehr vor Schulen, Ortsdurchfahrten oder Kreuzungen abbremsen sollen -, Straßen von Händlern, Bus-, Auto- und LKW-Fahrern gern als private Abstellfläche angesehen werden, und schließlich eine Straßenverkehrsordnung nur als Empfehlung angesehen wird, stellt die Benutzung der Straßen eine mitunter enorme Konzentration dar.

Tatsächlich werden solche Straßenlöcher regelmäßig instandgesetzt oder repariert. Anwohner melden sich bei Zeitungen oder stopfen die Gefahrenquelle – mitunter sehr kreativ. Aber es hilft dir nicht weiter, wenn du ein solches Loch übersiehst – und es kracht. In Naucalpan, einem Vorort von Mexiko-Stadt, klaffte mal auf der rechten Spur einer Schnellstraße ein Loch ohne Gullydeckel. Ein halbes Jahr später war er immer noch nicht abgedeckt. Die Reaktion der Autofahrer: Kennen wir doch, das Loch.

Ein ungesichteter Versorgungsschacht. Foto: Miguel Castro/voyyestoy.com

In der Praxis bedeutet das also, vor allem für Radfahrer und Fußgänger: Schön nach vorn und unten schauen. Löcher rechtzeitig erkennen und vorsichtig umkurven – und dabei nicht dem nachfolgenden Verkehr in die Quere kommen: Autos, Busse und LKW umfahren solche Fallen gern mal links-, rechts- oder genau darüberfahrend, je nach Platz und Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer.

Andernfalls macht es wie bei mir neulich „Rumms“. Ich war beim Rückwärtsfahren mit dem Auto über einen offenen Kanalschacht gekracht. Dabei hatte ich ihn kurz zuvor noch erkannt, aber im Rückspiegel blieb das Loch verborgen. Es knallte gewaltig, das Auto sackte auf der betreffenden Seite kurz ab, bevor der Reifen wieder Halt fand.

Zum Glück blieb die Achse heil. Vielleicht hat ja jemand das Loch mittlerweile abgesichert.