… aber nur mexikanische Staatsbürger durften an den „Eleccciones“ teilnehmen. Und die wurden mit Wahlbotschaften aller Art angesprochen. Eindrücke der vergangenen Wochen.
Die handgeschriebenen, etwa DIN-A4-großen Zettel sind nicht zu übersehen. In meinem „Barrio“ kleben sie gefühlt an jeder zweiten Tür. Die Botschaft: Wähl mich, die Regierungspartei „Morena“. Die, die derzeit in Mexiko den Staatspräsidenten und die Mehrheit im mexikanischen Parlament, dem „Congreso“ stellt. Und in Mexiko-Stadt, das seit einigen Jahren als 32. und jüngster Gliedstaat die politische Gliederung des Landes ergänzt, ebenfalls die Regierungschefin stellt (so der offizielle Titel), sowie die größte Fraktion im Rat der Metropole. (Update 8. Juni: Den bisherigen Ergebnissen zufolge hat Morena etliche Sitze im Stadtrat verloren).
Die Zettelchen an den Türen in meiner Nachbarschaft sind nicht die einzigen Botschaften für den Wahlgang am 6.. Juni, der in Mexiko als in der Geschichte größter gilt, weil zeitgleich neben dem mexikanischen Parlament auch etliche Gouverneure der Teilstaaten und Bürgermeister zur Wahl standen – und auf dessen Ausgang viele in meinem Bekanntenkreis hier sehr gespannt hinschauen: Mit dem Urnengang entscheidet sich für die kommenden drei Jahre, wer im Land an vielen Schalthebeln der Macht das Sagen haben wird. Entweder die Regierungspartei Morena und ihre Verbündeten. Oder die verschiedenen Oppositionsparteien, die sich auf Bundesebene teilweise zusammengeschlossen haben, um dem 2018 gewählten Staatspräsidenten Andres Manuel Lopez Obrador die Stirn bieten zu können.
Auch in Mexiko-Stadt wurde am Sonntag gewählt. Zur Wahl standen die Mitglieder des Stadtparlaments und die Bürgermeister der 16 Stadtbezirke. Deswegen war es hier in den vergangenen Wochen üblich, an vielen Ecken, Wänden und Masten Wahlplakate zu entdecken – oder aufgemalte Wandslogans. Immer wieder standen an Straßenkreuzungen auch Teams aus mehreren Leuten, die bei Rot Banner vor den Autofahrern präsentierten. Verkehrsbehinderung? In Acapulco am Pazifik war ich neulich Zeuge, wie zwei Wahlkampfgruppen eine Verbindungsstraße mit Reden und Helfern blockierten, die Autofahrer ansprachen.
Sitzverteilung im Congreso de la Ciudad de México vor der Wahl 2021
(Stadtparlament von Mexiko-Stadt):
Partei/Partido | Sitze/Escaños |
Morena | 34 |
PAN | 11 |
sin partido / parteilos | 6 |
PRD | 5 |
PRI | 4 |
PT | 3 |
PES | 2 |
PVEM | 1 |
Und neulich klingelte bei mir das Telefon – am anderen Ende der Leitung lief ein Ansageband mit der Botschaft einer politischen Gruppe. In Diskussionsgruppen wurde derweil aufgerufen, an der Wahl teilzunehmen – auch mit einer Zeichnung, die einen Salzstreuer (=sal) und einen Stiefel (=bota, wobei im Spanischen das „v“ oft wie ein b“ ausgesprochen wird) zeigen: sal y bota/vota = Geh wählen.
Nun ist die Auszählung vorbei. Anfang der Woche dürften wir wissen, wer das Rennen gemacht hat. Ich bin mal gespannt. Denn die Regierungschefin von Mexiko-Stadt, die 2018 ebenfalls für sechs Jahren gewählte Claudia Sheinbaum, gilt neben dem Außenminister Ebrard als eine mögliche Kandidatin für die kommende Präsidentschaftswahl 2024, als Nachfolgerin von Lopez Obrador. Den aktuellen Auszählungsstand kann man hier abrufen.