Mexiko-Stadt ist immer wieder für eine Überraschung gut. Wusstest ihr etwa, dass im Süden des 25-Millionen-Menschen-Molochs weite Felder, Kanäle und Berge das hauptstädtische Gebiet dominieren? Pferde gehören dazu.
Da radelst du morgens durch das etwas entrückte Santa María Tepepan, einem altem Dorf im Süden der Stadt, und musst erst zwei Mal hinschauen: An einem Eisstand steht ein Pferd. Ich wende und zieh die Kamera heraus. Frage an den Reiter, der hinter dem Pferd an der Theke steht: Darf ich? Darf ich. Der Mann erzählt, dass er und sein Pferd von einer nahegelegenen Ranch gekommen seien. Er ist auch kein Einzelfall, immer wieder sieht man Cowboys mit Ross durch die Straßen des Dorfes trotten.
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Das Besondere: Nur zwei Kilometer Luftlinie tost der Verkehr auf der riesigen Umgehungssautobahn „Períferico“. Links und rechts von Tepepan erstrecken sind scheinbar endlos bis zum Horizont und die Berge hoch die alten und neuen Viertel im Süden der Stadt. Und dann kommt dir ein Pferd entgegen.
Das hängt mit der Geografie des Bundesdistrikts zusammen, der das Stadtgebiet darstellt. Einstmals war das „Valle de México“, das Tal von Mexiko, im Zentrum des Landes eine Ansammlung verschiedener Städte und Dörfer an den Ufern des Texcoco-Sees, begrenzt durch Hügel- und Gebirgsketten im Norden, Osten und Süden der breiten Hochebene. Azteken, dann die Spanier und schließlich die frühen Lenker des unabhängigen Mexikos, bestimmten die Geschicke des Tals. Doch heute ist der See Geschichte, die Felder zwischen den Dörfern ebenso, und die Gebirgsketten schon längst zum Großteil von Häusern überrolllt oder umzingelt.
Und doch hält sich im Süden der Stadt ein ländliches Flair. Santa María Tepepan ist nur eines von mehreren Dörfern, die ihren Charakter erhalten konnten. In der Nähe finden sich die Überbleibsel des Texcoco-Sees, wenn auch reduziert auf Kanäle. Und wer noch weiter nach Osten fährt, landet in den Feldern von Tlahuac. Nach Süden hingegen steigt die Gegend steil an, bis zu den Hängen des 3900 Meter hohen Ajuscos, hinter dem nur noch Land und nicht Stadt liegt.
Zum Glück: Denn ein Pferd am Eisstand ist mir lieber als ein weiteres der vielen fetten SUVs und lauten Mopeds in dieser Stadt. Über Skorpione, Schlangen und Straßenhunde reden wir dann das nächste Mal.