Fast sechs Monate lang war die Casa Azul geschlossen, bedingt durch die Corona-Pandemie. Nun ist das Geburtshaus der Künstlerin Frida Kahlo seit Montag wiedereröffnet. Auf zum Spontanbesuch.

Das „Blaue Haus“ steht wieder Besuchern offen. Bedingt durch die Corona-Pandemie war das Museum Mitte März geschlossen worden. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte es eines der meistbesuchten Museen von Mexiko-Stadt gewesen sein – und war für Anhänger der mexikanischen Künstlerin quasi Pflichtprogramm einer Stadtvisite: Denn hier in der Casa Azul im Stadtteil Coyoacan (etwa 15 Kilometer südlich des Zentrums) wurde die wohl berühmteste Malerin Mexikos im Jahr 1907 geboren. Hier lebte sie ab 1929 mit ihrem Mann Diego Rivera, bis sie hier 1954 starb. Nach ihrem Tod wurde das Haus gemäß ihres Willens zum Museum umgewandelt.

Die Kahlo ist aufgrund ihrer Selbstporträts, politischen Selbstbewusstsein und Auftreten in einer Zeit des Machismo eine Ikone des Feminismus – und das vor dem Hintergrund ihres von Krankheit und Verletzungen geprägtem Leben. Das überaus starke Bild „Columna rota“ (hängt im nahegelegenen Museo Dolores Olmedo im südlich gelegenen Stadtteil Xochimilco) bringt das drastisch zum Ausdruck: Frida Kahlo leidet unter der gebrochenen Wirbelsäule, Folge des Verkehrsunfalls im jungen Alter, der Körper gespickt mit Nägeln. Bis zu ihrem Tod musste die Künstlerin zig Operationen durchleiden, das Bett wurde aufgrund ihrer Rückenschmerzen ihre Arbeitsstätte.

Genau dieses Bett ist in Frida Kahlos Haus zu sehen. Erbaut hatte das Gebäude ihr deutschstämmiger Vater Guillermo. Damals war Coyoacan ein ruhiger Vorort von Mexiko-Stadt – und ist es trotz der zahlreichen Touristen noch immer. Und das „Museo Frida Kahlo“ ist ein Touristen-Magnet in der nun wirklich nicht an Sehenswürdigkeiten armen Metropole. Einem Medienbericht zufolge suchten 2017 rund eine halbe Million Besucher das Haus auf. Die Covid-19-Pandemie stoppte im März 2020 schlagartig diesen Besucherstrom.

Besucher treten sich auf die Füße. Früher jedenfalls.

Wer zuletzt das Haus besichtigen wollte, musste sich also darauf einstellen, zunächst in einer Schlange am Haus anstehen zu müssen, und das trotz zeitlich festgelegtem Online-Ticket. Drinnen folgte man den Frida-Fans, mich eingeschlossen, durch Ausstellungsräume, vorbei an der seit 1954 unveränderten bunten Küche und deren Einrichtung und dem Esssaal, wo Intellektuelle und Künstler der 30er und 40er Jahre tranken und diskutierten (im Haus lebte zeitweilig auch der russische Revolutionär Leo Trotzki, Freund und Liebhaber von Frida Kahlo).

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Dann ging es eine Treppe hinauf in Fridas Studio, in dem ihr Rollstuhl vor ihrem letzten Werk zu finden ist, vorbei an ihrem Schlafzimmer (der Spiegel über einem der Betten diente der Selbstskizzierung beim Malen) und wieder Stufen runter in den schattenspendenden Garten.

Kein Eintritt ohne Gel und Maske

Bislang trat man sich hier vor lauter Besuchern stellenweise auf die Füße, doch das ist derzeit nicht der Fall: Das Museum darf mit Wiedereröffnung nur 30 Prozent der ansonsten 2.000 Besucher am Tag hereinlassen. Am Eingang ist nun wie derzeit in Mexiko-Stadt üblich Fieber messen angesagt. Dazu Gel auf die Hand und Füße abtreten auf einer nassen Matte. Der Mund-Nasen-Maske ist sowieso Pflicht, auf dem gesamten Gelände. Im Gebäude achtet Sicherheitspersonal darauf, dass nur wenige Leute gleichzeitig in einem Raum stehen.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann das Blaue Haus so erleben wie Besucher vor 20 Jahren, bevor der Run auf die Kahlo einsetzte: Am ersten Öffnungstag ist es angenehm ruhig und leer, gemächlich lasse ich mich durch die Räume treiben und betrachte das Portrait von Fridas Vater, Guillermo (die meisten Bilder von Frida liegen übrigens in anderen Museen in Mexiko-Stadt).

In der Fotosammlung findet sich die bekannte Aufnahme des Fotografen und Frida-Liebhaber Nickolas Muray von 1939. Und im Garten gilt es die kleine Pyramide zu bestaunen, die Fridas Mann Diego, übrigens ein in Mexiko ebenfalls berühmter Künstler (und Frauenheld), für seine Skulpturensammlung erbauen ließ. Vier Räume sind allerdings derzeit geschlossen, wegen Restaurierungsarbeiten, darunter der „Comedor“, der Esssaal.

Aber das Museum für sich alleine zu haben: das dürfte nicht allzu lange so bleiben. Die Besucherschlange wird es sicherlich in der Zukunft wiedergeben. Die Verkäufer von Frida-Andenken draußen dürfte es freuen, der Leitung des privat geführten Museums auch.

Wer also jetzt die Gelegenheit hat, das Museum aufzusuchen, sollte es tun. Es lohnt sich, zumal auch die anderen Orte der Erinnerung an Frida und Diego, wie das Museo Anahuacalli, das Casa Estudio in San Angel oder das Museo Dolores Olmedo, voraussichtlich schon bald ihre Pforten wiedereröffnen werden.


Tickets, Infos und Umgebung

Eintrittskarten nur im Online-Shop vorab verfügbar (Angabe einer Besuchszeit). Infos zu Tickets und Museum auf dessen Website. Derzeit ist im Ticketkauf auch der Eintritt des ebenfalls sehenswerten Museo Anahuacalli in der Nähe eingeschlossen.
Anreise: Das Museum liegt etwa 20 Minuten Fußweg von der Metrostation Coyoacan entfernt. Busse steuern den Hauptplatz von Coyoacan an (siehe unten). Dieser liegt etwa zehn Gehminuten vom Museum entfernt, dazwischen lockt der Mercado (Markthalle) in seinen Gängen mit Früchten, Kunsthandwerk, Gebrauchsgegenständen und Essangeboten. Parkplätze (Estacionamientos) sind drei bis vier Blocks entfernt, möglich ist aber auch das Parken in den umliegenden Straßen, sofern Platz verfügbar.
Umgebung: Coyoacan war mal ein Vorort von Mexiko-Stadt, seit den fünfziger Jahren ist es von der Metropole umschlossen. Doch der „Ort der Koyoten“ hat sich seinen Charakter bewahrt. Hier lässt sich durch die ruhigen Straßen herumschlendern und in zahlreichen Restaurants und Kneipen essen und trinken. Im Stadtteil liegt auch das Museo Leo Trotzki (nahe zur Casa Azul, hier wurde der russische Flüchtling 1940 ermordet) und das Museo de las Intervenciones – ein Kriegsmuseum, dass die europäischen und US-amerikanischen Invasionen des Landes thematisiert. Coyoacan ist daher bei Touristen und als Wohnort von Expats, in Mexiko lebenden Ausländern, beliebt – allerdings auch nicht gerade günstig, was Mieten und mitunter Preise in Restaurants angeht. Einen Besuch lohnt das Viertel allemal, es ist eines der schönsten von Mexiko-Stadt.


Lage des Museo Frida Kahlo in Mexiko-Stadt (openstreetmap)

2 Kommentare

  1. Hey Miguel,
    danke für die Einblicke! So ein Blog ist eine schöne Sache für einen selbst und alle, die Spaß haben, neue Dinge zu entdecken. 🙂
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

    Liebe Grüße
    Rainer 😎

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