Ein Skelett zerfällt. Ein anderes muss sich entscheiden. In Tláhuac, im Osten von Mexiko-Stadt, erstellt der Pappmaché-Künstler Raymundo Medina Jahr um Jahr verschiedene Calaveras (Skelett-Figuren) anlässlich des Tags der Toten – diesmal im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, wie er mir vor Ort erzählt hat.

Im Video: Künstler Raymundo Medina erklärt die Skulpturen, die das Kollektiv in Tláhuac erstellt hat – eine kreative Leistung, die jeweils nur rund um den Tag der Toten Ende Oktober zu bestaunen ist: Nach dem 2. November verschwinden sie wieder aus dem Straßenbild von Santa Cecilia.

Künstler Raymundo Medina stellt seine Calaveras vor. Untertitel (CC) auf Deutsch. Video: Miguel Castro/voyyestoy.com

Seit neun Jahren schmücken die Nachbarn einer Straße von Santa Cecilia, einem Viertel in Tláhuac, ihre Häuser mit beeindruckenden Kartonskulpturen zu Ehren des Tags der Toten und der Verstorbenen.

(Leer en español/Übersetzung aus dem Spanischen)

Für Ausländer wie mich sind diese “Calacas”, Skelette, immer wieder etwas Erstaunliches. Aber in Mexiko werde nicht der Tod, sondern das Leben gefeiert, erklärt mir Raymundo Medina. Der 47-Jährige ist Pappmaché-Künstler und steht mit mir vor seinen Figuren.

Alles habe mit zwei kleinen Knochenmännern begonnen, die Medina während seines Studiums vor seinem Haus erstellt hatte, sagt er. Nachbarn wurden darauf aufmerksam, es entstand eine Werkstatt, es gab Kurse. Im vergangenen Jahr sorgte eine Figur, die in der Straße anscheinend aus dem Boden kroch, für Furore.

Raymundo Medina

Pandemie und Ausstellung

Corona-bedingt war die Zahl der Nachbarn, die in diesem Jahr teilnahmen, an der Ausstellung in Santa Cecilia geringer – und Medina legte den Schwerpunkt auf den Schmerz, den das tödliche Virus verursacht.

Die Skulpturen zeigen den Leidensweg eines an Covid-19 infizierten Menschen auf: Er erkrankt, kämpft, verliert den Kampf. Am Ende kommt er im Reich des aztekischen Totengotts Mictlantecuhtli an.

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Vor anderen Häuserfassaden entdecke ich Skelette, die eine Familie darstellen, oder einen großen Totenschädel, der offenbar einen Arzt symbolisiert. Passanten grüßen den Künstler während wir ein Video drehen.

Zwei Monate investierte Medina in die Umsetzung seiner Figuren aus Pappmaché – zusammen mit 14 Nachbarn und Familienangehörigen des Kollektivs “Jaén Cartonería” (Facebook-Seite). Medina ist dessen Sprecher.


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